Cham, sah, verlor.

TV Helmbrechts - ASV Cham 28:27 (13:13)

Cham, sah, verlor.

Durch eine großartige Energieleistung verdiente sich die erste Männermannschaft des TV Helmbrechts am Wochenende seine ersten zwei Punkte im bayerischen Handball-Oberhaus. Ein "David-gegen-Goliath-Szenario" wartete auf die zahlreichen Zuschauer in der Helmbrechtser Göbelhalle - oder besser: die Zuschauer warteten darauf. Denn das Spiel wurde, nachdem die Unparteiischen und die Mannschaftsverantwortlichen des TVH damit einverstanden waren, um 20 Minuten verschoben, weil ein Auto der Chamer wohl im Stau stand. Und in diesem saßen mit Jan Josef, Petr Tahovsky und Karel Jindrichowski nicht gerade die schlechtesten Akteure der Oberpfälzer. Letztendlich machten diese Spieler zusammen 24 der 27 Tore des ASV.

Als es dann allerdings losgehen konnte, standen sich zwei Mannschaften gegenüber, die unterschiedlicher wohl nicht sein können: Auf der einen Seite eine erfahrene Truppe mit lauter "Mannsbildern", groß und stämmig, dafür auch etwas langsamer. Auf der anderen Seite ein Haufen Jungs, im Schnitt wohl 20 kg leichter als der Gegner, dafür mit Vorteilen auf den Außenpositionen - und variabler, wie man sich gleich zu Beginn des Spiels überzeugen konnte. Da traf Lukas Klaus plötzlich von der Linksaußenposition zum 5:4, nachdem Daniel Schenk kurz zuvor den 3-mal-2-Meter-Block der Chamer aus dem Rückraum überwunden hatte. Szenen, die eigentlich ins Kuriositätenkabinett gehören. Doch genau durch dieses variantenreiche Spiel konnte der Gastgeber die Wurfgewalt der Gäste wettmachen, baute seine Führung - indirekt Proportional zu seiner Spielgeschwindigkeit - gemächlich auf 13:11 aus. Aber dann kam mit einem Mal Sand ins den Helmbrechtser Turbo. Unverständlicher Weise, denn zweimal hatte man schon einer Überzahl der Pfälzer getrotzt, nach dem Wechsel kam man sogar selbst zweimal in Überzahl - dennoch drehte der ASV den Spieß und das Publikum ahnte Schlimmes. Erinnerungen an das Spiel gegen Niederraunau wurden wach. Auch da hatte man eine kurze Schwächephase, verlor das erste Heimspiel deshalb. Diesmal bahnte sich das Ganze sogar noch früher an: Nach dem 13:11 glich Cham bis zur Pause noch aus, riss danach die Führung an sich und konnte insgesamt sechs Treffer auf der Habenseite verbuchen, ehe der TVH wieder zurückschlug.

13:17 stand es zu diesem Zeitpunkt, ehe Benni Aust sich ein Herz nahm und in eine Lücke der Chamer 6:0-Abwehr tauchte, dort unsanft gebremst wurde und dafür einen Strafwurf zugesprochen bekam. Luki Klaus hämmerte das Spielgerät in die Maschen und blies damit zur Aufholjagd. Die Abwehr formierte sich nun offensiver, störte die Kreise der Rückraumhünen vom ASV früher. Tor um Tor holte man jetzt auf, das Publikum witterte ebenso Morgenluft, wie die Schützlinge von Spielertrainer Seifeth auf dem Feld, der Pegel in der Halle stieg merklich an. Auch Spielmacher Niki Aust, der nach seiner Verletzung gegen Niederraunau wieder mit von der Partie war, taute merklich auf, stieß immer wieder in die raren Freiräume die die Gästemauer offenbarte. Da er dabei aber meist mit unfairen Mitteln gestoppt wurde, wurden die Löcher immer größer und Helmbrechts nutzte seinen Platz. Es wurde ein offener Schlagabtausch daraus, den keine der beiden Teams bis kurz vor dem Ende für sich entscheiden konnte: Fünf Strafwürfe verwarf der TV Helmbrechts in diesem Spiel, was einzig und alleine durch mehrere Großtaten von Keeper Cem Uzun, der den Gegner nun reihenweise verzweifeln ließ, neutralisiert werden konnte.

Eine Menge Spannung war also in diesem Spiel - und sie sollte bis zu den letzten Sekunden andauern. Erst dann - beim Stand von 27:27 - wurde Niki Aust mit einem Konterpaß auf die Reise geschickt und verwandelte den vielumjubelten Gegenstoß. Als Stefan Polzer den letzten Angriff der Gäste schließlich abfangen konnte und den Ball mit der Schlusssirene in eine beliebige Richtung schleuderte, gab es kein Halten mehr. Die Spieler des TVH lagen sich in den Armen wie beim Aufstiegsspiel gegen Auerbach, wurden noch minutenlang mit stehenden Ovationen des fantastischen Publikums bedacht. Gerüchte besagen, dass auch die Feier danach fast so lange gedauert haben soll.

Es spielten: Hofmann, Uzun (Tor); B. Aust, D. Aust (5), Blab (1), Gwosdz, Jicha (1), Klaus (9/4), Polzer (1), Schenk (5), Schöpf (6).
Zuschauer: 400
Schiedsrichter: Binneweiß/Weschenfelder (Rimpar/Würzburg)
Zeitstrafen: Cham 7, TVH 7.

D.S.

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