das schreibt die MAINPOST zu Etwashausen - TVH-I

Handball-Landesliga Nord Männer
Der Punktelieferant schlägt zurück

Zum dritten Mal in dieser Saison lässt Etwashausen ein favorisiertes Team alt aussehen

Die Szene sprach Bände. Mit hängendem Kopf wandelte Luka Veraja später in den Katakomben der Halle umher, ohne irgendjemanden eines Blicks zu würdigen. Der Trainer des TV Helmbrechts hatte keine Lust, sich zum vorangegangenen Treiben auf dem Spielfeld zu äußern, wo sein Team gegen den TV Etwashausen gerade mit 27:31 (15:18) den Kürzeren gezogen hatte. Nach dem Abpfiff am Samstagabend war der tschechische Übungsleiter noch längere Zeit nachdenklich herumgestanden. „Wir sind selbst schuld für dieses Ergebnis“, war aus seinen spärlichen Worten herauszuhören.

Dass schon zum dritten Mal in dieser Landesligasaison ein Gegner dem mutmaßlichen Punktelieferanten TV Etwashausen auf den Leim gegangen war, brachte auch Frank Munoz, den Trainer des zu Kapriolen neigenden Aufsteigers, etwas zum Schmunzeln. „Die haben sicherlich nicht erwartet, dass sie so würden kämpfen müssen, um hier was zu holen“, sagte er. Dabei war Munoz – trotz des verdienten Sieges – noch nicht einmal hundertprozentig zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft, was er den Akteuren sofort nach Spielende in der Umkleidekabine auch deutlich gemacht habe.

Einer, der sich auf dem Parkett imposant zurückgemeldet hat, war Lukas Möslein. Drei Tage nach seinem 20. Geburtstag tauchte er aus seinem kurzzeitigem Leistungstief strahlend wieder auf. Mit acht Toren wurde er an diesem Abend zum besten Werfer des TVE. Dass es in den vergangenen Wochen bei dem Blondschopf nicht rund lief, hatte auch mit dem Wehrdienst zu tun, denn Schütze Möslein absolvierte die Grundausbildung bei der Bundeswehr, wo Biwak statt Trainingshalle auf dem Programm stand. „Wir waren häufig draußen, sind viel marschiert. Das ist bei dieser Jahreszeit nicht ohne – das zehrt“, sagte er über seine soldatischen Anfänge. In Kürze wird er in der Volkacher Kaserne, wo er bei der Instandsetzung die restliche Dienstzeit leistet, wohl ruhigere Tage haben. Just in jenen Augenblicken der zweiten Hälfte, als Etwashausens Motor etwas ins Stocken zu geraten schien, war Verlass auf Lukas Möslein. Allein zwischen der 36. und der 46. Minute traf er fünfmal. Doch er wollte später nicht viel Aufhebens um seine Leistung machen. „Wenn du den ersten triffst oder schwierige Tore machst, bist du im Spiel. Es läuft halt nicht immer rund, heute haben mich die Mitspieler gut in Szene gesetzt.“ Etwa Mitte der ersten Halbzeit hatte sein Trainer ihn zum Einsatz gebracht.

Etwashausen hatte mutig und mit Tempo begonnen, zeigte manch gute Züge, was die behäbigen Gäste überraschte. Ob Fresz oder Herrling, Neuweg oder Kister – immer wieder fand einer die Lücken in der Helmbrechtser Abwehr. Nur das mit den Siebenmetern klappte nicht, Gäste-Torwart Jörg Hinterkausen parierte gleich vier Würfe von Kister (zwei), Trabold und Möslein. Helmbrechts wählte häufig den Pfad über die linke Angriffseite, worauf der TVE sich nicht recht einzustellen wusste. Anfangs der zweiten Hälfte ließen die Oberfranken gleich zwei gute Gelegenheiten aus, um die Partie noch einmal zu drehen. Überhaupt vergaben sie zu viele Möglichkeiten, nutzten sie die nun häufigere Überzahl nicht. Nachdem Etwashausen sich durch Rote Karten – erst für Johannes Neuweg, dann gegen Andreas Trabold – selbst dezimiert hatte, vermochten die im vergangenen Jahr aufgestiegenen Helmbrechtser nicht mehr zuzulegen. Etwashausens Spielmacher Volker Fresz, schon im ersten Durchgang nach zwei Zeitstrafen gehandicapt, erlebte das Ende der Partie dank disziplinierter Leistung auf dem Feld.

Ob es für die Etwashäuser eine Bescherung gibt, wird sich am nächsten Wochenende im letzten Spiel vor den Feiertagen zeigen. Dann gilt es, beim Konkurrenten im Abstiegskampf, in Stadeln, zu punkten – auch wenn die Personaldecke dünn sein wird. Noch weiter fehlen wird Dominik Orf, der nach seiner Roten Karte vor zwei Wochen in Gerolzhofen für sechs Spiele gesperrt ist und erst 2011 wieder angreifen kann.

Spiel in Kürze

Etwashausen: Bastian Imhof, Wolfgang Lips; Tim Hanft, Volker Fresz (2), Tobias Herrling (4), Andreas Trabold (3), Maximilian Schmidt (3), Johannes Neuweg (4), Marcel Munoz (1/1), Andreas Kister (6/1), Lukas Möslein (8), Benedikt Hanft. 
Helmbrechts: Jörg Hinterkausen, Cem Uzum; Maximilian Baier, Stefan Polzter (4), Andreas Leupold (1), Mirco Eckardt, Benjamin Aust (2), Dominik Aust (3), Stefan Müller (6), Christian Peetz (5), Marco Eckstein (3/3), Sebastian Peetz (1), Pavel Veraja (2). Schiedsrichter: Auer/Pachunke (SpVgg Diepersdorf).
Zuschauer: 180 (geschätzt).
Zeitstrafen: 3x Neuweg, 2x Fresz; Veraja, Sebastian Peetz.
Rote Karten: Neuweg (TVE, 48., 3x2 Minuten), Trabold (TVE, 50., Foulspiel).
Siebenmeter: 6:4 (2:3 verwandelt).
Spielfilm: 3:4 (7.), 11:5 (16.), 15:11 (24.), 17:13 (27.), 18:15 (Halbzeit) – 20:18 (36.), 24:18 (40.), 29:22 (53.), 31:24 56.), 31:27.

Spielwertung

• • • ο

• • • • = spitze; • • • ο = sehenswert; • • ο ο = solide; • ο ο ο = schwach; ο ο ο ο = schaurig.

Von unserem Mitarbeiter Andreas Stöckinger

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