Ein Derby zum Abschied zweier großer Handball-Vereine
Am Sonntag ist etwas zu Ende gegangen, was vielleicht vielen in seiner Endgültigkeit noch gar nicht so bewusst ist. Es endete mit dem letzten Landesligaspiel der Füchse Helmbrechts und dem TV Münchberg nicht nur ein Derby, nicht nur eine weitere Saison, sondern etwas weitaus Grösseres.
Der Handballgott meinte es gut mit der letzten Spielpaarung, denn passenderweise bietet ausgerechnet die Mutter aller Derbys die letzte große Bühne für den Schlussakt einer langen langen Historie beider Handballvereine.
Man muss sich das Ganze vielleicht wirklich so knallhart vor Augen führen wie es ist, nicht für einen kurzen oder etwas längeren Zeitraum, wird man diese Partie nicht mehr sehen. Nein, es ist ein Abschied für immer.
Welch große Duelle, durften die Fans beider Lager, ja ganz Oberfrankens, sowohl im Hexenkessel, als auch auf dem Parket der Gymnasiumhalle erleben. Mit Sicherheit hat jeder Fan diesen einen ganz besonderen Derby-Moment, im positiven, wie im negativen.
Stunden über Stunden könnte man sich Anekdoten über diese brisante Begegnung zur Gemüte führen und man würde kein Ende finden.
Ob jung oder alt, dieses Aufeinandertreffen elektrisiert seit jeher die Region und Handballfreunde weit darüber hinaus.
Egal wie es um den Tabellenplatz stand, sah man sich auf dem Feld gegenüber, gab es wie es so schön heißt, seine eigenen Gesetze. Über all die vielen unvergesslichen Jahre, in denen der Kampf zwischen den beiden Nachbarstädten ausgetragen wurde, verlor das Duell nie an Brisanz und seinem eigenen Charme.
Es dürfte aber auch jedem in den letzten Spielzeiten aufgefallen sein, dass trotz sportlicher Rivalität, der Respekt dem Gegenüber immer mehr Einzug hielt und sich Stück für Stück nur noch auf diese 60 Minuten Handball reduzierte.
Gönnte man sich in anderen Zeiten nicht einmal den sprichwörtlichen "Dreck unter den Fingernägeln", so rückte man in vielerlei Hinsicht enger zueinander, als man es sich je hätte ausmalen können. Anders wäre der Schritt zu einer gemeinsamen handballerischen Zukunft auch kaum möglich gewesen. Die Begegnung auf Augenhöhe, fernab aller Vorurteile, ebnete den Weg zu einer zukünftigen Zusammenarbeit, welche in der Saison 2020/21 in der SG Helmbrechts/Münchberg mündet.
Die Jugend, welche vermutlich von diesem Schritt noch viel mehr profitiert, als man sich jetzt nur zu träumen vermag, geht diese Spielzeit bereits als solche an den Start. Der Erwachsenenbereich zieht dann ein Jahr später nach. Dazwischen wird man zwar noch eine Saison unter dem Dach des TV Münchberg und des TV Helmbrechts agieren, aber bereits dort mit gemischten Mannschaften beider Lager.
Somit ist klar, es wird ein endgültiger Abschied. Eines der größten Derbys Nordbayerns im Handball verabschiedet sich in die Geschichtsbücher. Allen Akteuren und Fans bliebe noch einmal 60 Minuten, um das Ende nicht nur eines Kapitels, sondern eines ganzen Buches zu schreiben. Welches viele Generationen vor Ihnen mit mitreißenden Spielen, Ergebnissen und Erinnerungen gefällt haben.
Gleichzeitig beginnt somit der Start in eine noch ungewisse, aber hoffentlich erfolgreiche Zukunft in der man dann bald gemeinsam die ersten Schritte geht.
Auch wenn noch ein Jahr der Name für beide Teams bestehen bleibt, der emotionale Abschied beider Vereine fand in dieser Partie statt. Zwei Vereine die zu großen Leistungen im Stande waren, große Spielerinnen und Spieler herausbrachten und die den Handball in Oberfranken stets alle Ehre machten und Ihren Stempel aufdrückten.
All das was die beiden Turnvereine Helmbrechts und Münchberg erreicht haben, bleibt unvergessen, in den Geschichten aller die sie miterleben durften, ganz egal in welcher Funktion. Dies soll und muss auch so bleiben und gleichzeitig bleibt die Hoffnung, dass nun wir, diejenigen die jetzt dieses neue Kapitel schreiben dürfen, uns auch dieser Verantwortung bewusst sind und es richtig anpacken, gemeinsam.
Ein wahrhaft historisches Ereignis, das Ende zweier ganz großer Geschichten und der Beginn einer gemeinsamen Zukunft.
C. Seel