frankenpost-interview Luka Veraja und Foto

Ressort Sport
Erschienen am 30.03.2010 00:00
"Die Jungs machen vieles selbst"
Handball | Der Helmbrechtser Trainer Luka Veraja schwärmt von der Selbstständigkeit seines Meisterteams. Er traut ihm zu, dass es in der Landesliga bestehen kann.
Leserreisen
fpsp_Veraja1sp_300310 Bild vergrößern
Luka Veraja
Bild:  

Luka Veraja, erst einmal herzlichen Glückwünsch zur Meisterschaft in der Handball-Bezirksoberliga mit dem TV Helmbrechts.

Mir brauchen sie nicht gratulieren. Mit diesem Titel hat sich die Mannschaft selbst belohnt.

Aber der Trainer hat doch auch wenigstens ein wenig Einfluss darauf, wie die Mannschaft spielt.

Meine Ideen sind hier in Helmbrechts auf fruchtbaren Boden gefallen - in einer gesunden Atmosphäre. Aber ich bin hier nicht alleine verantwortlich. Niki Aust kennt die Mannschaft tausend Prozent besser als ich. Mit ihm - und auch mit seiner Schwester Miri bei den Damen - hat sich eine unwahrscheinlich gute Zusammenarbeit entwickelt. Und deren Vatter ,Gotti' hält alles in den Händen.

Das klingt, als sei dieser TV Helmbrechts eine eigene kleine Welt.

Über diese Abteilung reden viele Außenstehende eine Menge dummes Zeug. Die Mannschaften hier steigern sich rein, leben für die Stadt, ihren Verein und den Erfolg.

Können Sie die Zusammenarbeit kurz charakterisieren?

Die Jungs haben einfach viele Dinge selbst gemacht. Sie haben einen unglaublich guten Willen, sind gut ausgebildet, spielen nicht kraftbetont. Der beste Beweis war die erste Halbzeit am Samstag gegen Bamberg. Das war ein Genuss. Das hat mich glücklich gemacht.

Es gibt Trainerkollegen, die Ihrer Mannschaft ohne klassischen Rückraumspieler künftig nicht so viel zutrauen.

Das hat Markus Depolt von der HSG Fichtelgebirge in einem Interview gesagt, und das hat mich sehr geärgert. Der ist für mich kein guter Handballtrainer. Der Handball muss nicht geprägt sein von Leuten, die aus zehn Metern draufhämmern. Wir haben auf Außen, am Kreis und mit unserem Rückraum-Trio die besten der Liga. Wir ersetzen das, was möglicherweise fehlt, in Helmbrechts durch

fpsp_NeuHand6sp_300310 Bild vergrößern
Sie haben's geschafft, die Meister aus Helmbrechts: von links vorne Niki Aust, Sebastian Peetz, Christian Peetz, Stefan Polzer, Trainer Luka Veraja, Christopher Seel, Benni Aust, Dennis Lutz, Sekretär Achim Riedel, hinten Cem Uzun, Dominik Schneider, Maxi Raab, Marco Eckstein, Mirco Eckardt, Stefan Müller, Christian Schöpf, Alexander Stark, Michael Bäumler, Abteilungsleiter Gotti Aust. Auf dem Bild fehlt Daniel Schenk. Foto: Kauper
Bild:  
Seele, Charakter und Liebe. Mit diesen Jungs kann man alles machen. Die HSG Fichtelgebirge hat immer die Gegner nach uns gehabt, nachdem wir deren Widerstand schon mal gebrochen hatten.

Die HSG hält sich aber in der Breite für besser aufgestellt als Helmbrechts.

Die genannten Spieler, die besten auf ihrer Position, werden auch in der Landesliga eine gute Rolle spielen. Dann kommt noch ein Faktor dazu, den ich ,sozialen Faktor' nennen würde: Die Mannschaft glaubt an sich. Das macht bestimmt 30 Prozent eines Erfolges aus. Und das ist auch der Grund, warum wir eher auf Verstärkungen von auswärts verzichten würden. Ein Neuer, wenn er nicht passt, kann den sozialen Faktor schmälern. Aber noch ein Satz zur Frage, ob wir in die Landesliga gehören: Als wir bei Coburg-Neuses spielten und in den letzten Minuten den Sieg sicherten, da standen vorher in der Landesliga HSC Coburg II und Amberg auf dem Parkett. Da hatten unsere Mannschaften fünf Mal besseres Niveau.

Noch eine Personalie: Torhüter Cem Uzun war zu Saisonbeginn plötzlich auf sich alleine gestellt und hat eine tolle Saison gespielt.

Der ist erstens immer da, immer positiv und hält alles, was ein Torhüter halten kann. Normalerweise vermeide ich es, einzelne Spieler besonders zu loben. Er verdient es aber, herausgehoben zu werden.

Noch einmal zum Stichwort Verstärkungen. Wird der TV Helmbrechts danach suchen?

Ich werde nie aktiv werben. Aber wenn junge Spieler zu uns kommen wollen, vielleicht Helmbrechtser, die derzeit in Münchberg spielen, werden wir sie herzlich aufnehmen.

Das Duell gegen den Nachbarn steht im kommenden Jahr nun wieder an. Und Sie hoffen sicher auch, dass die TS Selb in der Landesliga bleibt.

Ich bin sicher, dass es die Selber schaffen. Und ich wünsche mir, dass die HSG Fichtelgebirge im kommenden Jahr nachrückt. Dann gäbe es wieder eine kleine Macht aus Oberfrankens Nordosten.

Das Gespräch führte Wolfgang Neidhardt

 
 
 

Zurück zur Übersicht