HSG-Trainer Depolt im Interview vor dem letzten Spieltag

 

Freitag, den 26. März 2010 um 20:36 Uhr
Markus Depolt

Markus Depolt, Trainer der HSG Fichtelgebirge

HSG-Trainer Depolt glaubt im BOL-Titelkampf an die  Minimalchance. Am Samstagnachmittag sollen seine Jungs erst mal Druck auf die Helmbrechtser ausüben.

Herr Depolt, schon damit abgefunden, dass es nichts wird mit Meisterschaft und Aufstieg?
Abgerechnet wird am Samstagabend. Ich habe mich auf alle Fälle mit noch gar nichts abgefunden. Wir haben noch eine Minimalchance und versuchen unser Spiel gegen Schwarzenbach zu gewinnen, vorzulegen und Druck auszuüben. Und dann um 18.30 Uhr müssen die Helmbrechtser gegen Bamberg erst mal den Sack zuschnüren. Wir haben sie uns in Coburg-Neuses angeschaut. Was wir gesehen haben, war überhaupt nicht überzeugend. Erst in den letzten fünf Minuten hat Helmbrechts das Spiel glücklich gedreht.

Seit 16 Spielen ungeschlagen

Warum sollten sich denn die Helmbrechtser ausgerechnet zu Hause eine Blöße geben?
Sicher, daheim waren sie bislang eine Bank und kämpfen dort bis zum Umfallen. Aber die Bamberger sind Dritter und haben nichts mehr zu verlieren. Für die wäre der dritte Rang ein Achtungserfolg. Bei einer Niederlage könnten sie dagegen nach hinten durchgereicht werden.

Wo hat die HSG möglicherweise den Titel verspielt?
Höchstwahrscheinlich in Coburg-Neuses. Dieses schwere Auswärtsspiel kam für meine Mannschaft ein bisschen zu früh in der Saison, zumal fast unmittelbar nach der Niederlage in Helmbrechts. Ich schiebe das der damals noch mangelnden Cleverness zu. Da hatte ich die Mannschaft auch grade mal drei Monate unter meinen Fittichen. Das sind auch unsere einzigen beiden Niederlagen geblieben. Seit Oktober haben wir nun 16 Spiele hintereinander gewonnen.

Zuschauer der HSG Fichtelgebirge

Nähe und Akzeptanz der Zuschauer ist den Spielern und dem Trainer der HSG Fichtelgebirge ganz besonders wichtig.

Im Vorjahr hat der HSG Fichtelgebirge ein Tor zum Titel gefehlt, in diesem sind es wahrscheinlich drei gegenüber Helmbrechts - jeweils bei Punktgleichheit. Befürchten sie nicht Auswirkungen auf die Psyche der Spieler?
Ich denke, das stecken die Jungs weg. Die haben trotz des Helmbrechtser Sieges gleich am nächsten Tag eine gute Reaktion gezeigt. Alle waren bester Stimmung und haben in Weidhausen richtig Dampf gemacht und klasse gespielt. Wer mich kennt, weiß, dass ich selten rundherum zufrieden bin. Am Sonntag war ich's wirklich. In den letzten drei, vier Spielen hat sich die Truppe ohnehin sehr gesteigert und einen weiteren Entwicklungsschritt nach vorn getan. Bestes Beispiel ist der Stefan Flasche. 
Sieben Jugendliche rücken auf

Aber es muss doch weh tun, so knapp zu scheitern?
Noch sind wir's nicht. Freilich wollen wir gerne nach oben. Aber man darf nicht vergessen, dass wir ausschließlich mit eigenen Leuten spielen, die ihre Leistung sehr stabilisiert haben. Die Blutauffrischung aus den eigenen Reihen wird sich sogar im nächsten Jahr fortsetzen. Zu unserem 16er-Kader werden sieben weitere A-Jugendliche stoßen. Da sind zwei dabei, die den Sprung sofort schaffen werden. Wir sind also weiter breit aufgestellt.

Trotzdem: Wird die HSG nicht doch dem Beispiel anderer Landesliga-Klubs folgen und ihre Mannschaft mit ein oder zwei erfahrenen Akteuren aufpeppen müssen, um den letzten Schritt zu gehen?
In einem Umkreis von 50 Kilometern sehe ich keinen Spieler, der uns weiterhelfen könnte. Da müssten wir schon nach Osten schielen und tief in die Tasche greifen. Das aber ist ganz entgegen der Philosophie des Vereins. Niemand will sich mehr in finanzielle Abenteuer stürzen. Zumal es immer weniger Sponsoren gibt. Dazu kommt der Mitgliederschwund. Selb hat inzwischen fünf tschechische Spieler in seinem Aufgebot, Münchberg vier, will aber nun langsam auf die eigene Jugend umsatteln. Als besonders wichtig sehe ich auch in Zukunft Nähe und Akzeptanz der Zuschauer zu den Aktiven. 30 haben uns beispielsweise nach Weidhausen begleitet, und sie hatten ihren Spaß.

Wenn Sie auf eine Landesliga sehen mit vier bis fünf Direktabsteigern, bereitet Ihnen das keine Sorgen?
Schwer wird es für jeden, wenn 40 Prozent der Mannschaften die Liga verlassen müssen. Die Klasse wird so jedes Jahr vollständig durcheinandergewürfelt. Die Helmbrechtser werden sich, sollten sie tatsächlich aufsteigen, ohne echten Rückraum hart tun. Was die Positionen angeht, sind wir deutlich besser vor allem in der Breite aufgestellt. Darum würde ich uns den Klassenerhalt da oben jederzeit zutrauen. Wenn es eben nur nicht so schwer wäre, da rauf zu kommen.

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 26.03.10, Sport aus der Region - Das Gespräch führte Peter Perzl

 

 

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